Einflug der Seidenschwänze: Besucher aus dem fernen Sibirien überwintern in Hessen

Seidenschwanz

 

Wetzlar(nh). Wer in diesen Tagen auffällig hohe, fein zwitschernde Vogelrufe vernimmt, sollte genauer hinschauen. In Hessen sind wieder bunte Seidenschwänze zu Gast, die aus den Weiten der russischen Taiga den langen Weg zu uns gefunden haben, um der winterlichen Nahrungsknappheit zu entgehen. „Der Seidenschwanz gehört zu den unregelmäßigen Wintergästen, die nicht jedes Jahr in Hessen zu beobachten sind“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Aufmerksame Naturfreunde haben in den letzten Tagen erste Seidenschwänze an verschiedenen Orten in Hessen gesichtet, so z.B. am Twistestausee, bei Marburg und bei Gießen. Anders als in durchschnittlichen Jahren wurden in diesem Herbst deutschlandweit bereits mehr als zehnmal so viele Seidenschwänze gezählt wie im Vorjahr. „Das könnte auf ein Invasionsjahr hindeuten“, so Eppler.

Der Seidenschwanz gehört zu den so genannten Invasionsvögeln, die meist nur kürzere Strecken zurücklegen und normalerweise in Nordeuropa und im Ostseeraum überwintern. „Je nach Nahrungsangebot fallen die Einflüge der Seidenschwänze hierzulande deshalb sehr unterschiedlich aus“, berichtet Eppler. Wenn viele Tausend Vögel gesichtet werden, spricht man von ‚Invasionsjahren‘. Die Ursache solcher Massenwanderungen liegt in einer einsetzenden Nahrungsknappheit. Als Beerenfresser ist der Seidenschwanz auf ausreichend verfügbare Ebereschen angewiesen. Mangelt es daran im sibirischen Brutgebiet, ziehen die umherstreifenden Familienverbände im September immer weiter weg. Wenn Schneefall die Situation verschärft, kommt es bis in den Dezember zu Massenfluchten. Die Vögel ziehen dann in Scharen nach Westen, um neue Nahrungsquellen zu finden. „Hier angekommen, machen sich die auffälligen Vögel dann als Fruchtfresser in Parks und Gärten über alle erreichbaren Beeren her“, so Eppler. Dabei treten sie häufig in kleineren Trupps auf.

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„Seidenschwänze erkennt man gut an ihrem seidigen beige-braunen Gefieder, der auffälligen Federhaube und dem kurzen, rotbraunen Schwanz mit leuchtend gelber Spitze“, erklärt Eppler. Die exotischen Wintergäste ernähren sich vorwiegend von Beeren und Obst. Deshalb sind sie vor allem in Gärten und Parks zu finden, in denen Ebereschen mit ihren roten Beeren, Wacholder, Weißdorn oder Ligusterhecken wachsen. Auch Mistelbeeren und an Bäumen verbliebenes Obst verspeisen sie gern. Sie rasten oft auf höheren Bäumen in der Nähe ihrer Nahrungsstellen. Wie viele Tiere an einem Ort zu sehen sind, hängt vom Nahrungsangebot ab. „Mit einem naturnahen Garten und vielen heimischen Sträuchern und Gehölzen sorgt man dafür, dass die seltenen Gäste hier ein reichhaltiges Beerenbuffet vorfinden“, rät Eppler. Der NABU ruft dazu auf, Seidenschwanz-Sichtungen auf der Webseite www.NABU-Naturgucker.de  zu melden. Auf dem Naturbeobachtungsportal es auch einen Überblick über alle bisherigen Seidenschwanz-Meldungen des Jahres.

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