Die Orgel in Rhoden: Der historischen Klangvielfalt gewidmet

Diemelstadt Rhoden Ev. Kirche Vogt Orgel von 1852. Foto:nh

Diemelstadt-Rhoden(nh). Im Rahmen ihres gemeinsamen Orgelförderprogramms bereisen Dr. Thomas Wurzel, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen und Dr. Bernhard Buchstab, Orgelsachverständiger und Konservator im Landesamt für Denkmalpflege Hessen am 28. und 29. September 2016 die Kirchengemeinden, die in diesem Jahr bei der Sanierung ihrer Orgel gefördert werden.  „Die Orgeldenkmalpflege ist ein weites Feld, dem unsere gemeinsame Leidenschaft gilt. Unser Ziel ist es, hessenweit Restaurierungen anzuschieben, die von den Kirchengemeinden kaum alleine getragen werden können. Ich freue mich, dass wir mit unserem Programm bereits rund 100 bedeutenden Orgelrestaurierungen den Weg ebnen konnten“, so Dr. Thomas Wurzel. „Orgeln sind in dreifacher Hinsicht Zeugnisse unseres historischen Erbes“ erläutert Dr. Markus Harzenetter. „Sie gehören zum einen untrennbar zur Ausstattung unserer Kirchen, sind also bedeutende Kunstdenkmäler, die mit ihrem kunstvollen Gehäuse in engem Zusammenhang mit der Architektur einer Kirche zu sehen sind. Zum anderen sind sie aufwändige technische Denkmäler: Orgeln sind komplexe technische Meisterwerke, geprägt von hohem kunsthandwerk-lichen Können, deren materieller Erhalt heute im Fokus der denkmalpflegerischen Bemühungen steht. Vor allem aber sind sie Klangdenkmäler mit einer individuellen Klanggestalt, die Teil der immateriellen Denkmaleigenschaft der Orgel ist. Orgelmusik füllt und belebt unsere historischen Kirchenräume auf faszinierende und einmalige Weise.“  „Besonders interessant ist dabei, dass wir anhand des Erscheinungsbildes einer Orgel, ihrer technischen Ausstattung und ihres Klangs Aussagen darüber machen können, aus welcher hessischen Orgelwerkstatt das Instrument stammt. Vor ganze neue Herausforderungen stellen uns die Orgelwerke der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhundert mit ihrer neobarocken Klanggestalt und ihren Körpern aus Kunststoffen und Metallen“, ergänzt Dr. Bernhard Buchstab. Das Orgelförderprogramm wurde 2001 ins Leben gerufen. Seitdem werden jedes Jahr fünf bis acht historische Instrumente mit 20% der Gesamtkosten gefördert. Ziel des Förderprogramms ist es, die Vielfalt von historischen Orgeln in Hessen zu erhalten erlebbar zu machen. Darüber hinaus unterhält das Landesamt ein wichtiges Netzwerk für Orgelsachverständige aller Landeskirchen und Diözesen in Hessen.

Orgel der Ev. Kirche in Diemelstadt-Rhoden(Landkreis Waldeck-Frankenberg)

Die evangelische Kirche in Rhoden ist ein barocker, nach Plänen von Julius Ludwig Rothweil (Schlösser in Arolsen, Weilburg und Neuwied) und seinem Sohn Franz Friedrich 1735-54 errichteter Saalbau, der noch Mauerwerk des Vorgängerbaus enthält. Der wuchtige Westturm stammt aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, die Haube wurde um 1750 aufgesetzt. Der Innenraum wird von einer flachbogigen Holztonne und zweigeschossigen, dreiseitig umlaufenden Emporen bestimmt. Im Chor erhebt sich die Kanzel über dem Altar. Die Orgel befindet sich mittig auf dem obersten Emporenrang. Sie ist ein Werk des Korbacher Orgelbauers Jakob Vogt von 1852 und besitzt einen fünfteiligen, noch in spätklassizistischen Formen gestalteten Prospekt. Das Orgelwerk ist zeittypisch als mechanische Schleiflade konzipiert. Die Orgel besitzt stattliche 22 Register auf 2 Manualen und Pedal. Sie ist im Wesentlichen bis heute erhalten geblieben. Die letzte Restaurierung fand 1988 statt. Anlass für die nun anstehende Maßnahme sind Schimmelbefall, Undichtigkeiten im windführenden System, eine hohe Schwergängigkeit der Spielanlage und gravierende Mängel in der Intonation des Pfeifenwerks.Die Gesamtkosten der umfangreichen Orgelrestaurierung belaufen sich auf ca. 60.000 Euro. Die Sparkassen-Stiftung Hessen-Thüringen und das Landesamt für Denkmalpflege fördern die Maßnahme durch eine Bezuschussung in Höhe von insgesamt 12.000 Euro.

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