Spatz bleibt häufigster Wintervogel

Im Sommer 2009 sorgte ein auffälliges Grünfinken-Sterben für Schlagzeilen – Werden dieses Jahr weniger dieser hübschen Vögel brüten? Foto: NABU/F. Hecker(nh)

Sorgenvogel Grünfink wird in Hessen jedes Jahr weniger beobachtet

Wetzlar(nh). Der Haussperling ist nach wie vor der häufigste Wintervogel in Hessen. Wie in den Vorjahren konnte er sich bei der sechsten Stunde der Wintervögel den Spitzenplatz in den hessischen Gärten sichern. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgen Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und Feldsperling. Bei Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion, die vom 8. bis 10. Januar stattfand, haben hessenweit knapp 5.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen Ergebnisse aus über 3.500 Gärten übermittelt. In den jeweils einstündigen Beobachtungszeiträumen wurden insgesamt über 140.000 Vögel gezählt. Bundesweit waren es über 2,5 Millionen Vögel. Im vergangenen Winter beteiligten sich in Hessen etwa 3.400 Menschen mit 92.000 Vogelmeldungen aus etwa 2450 Gärten an der Aktion. „Wir freuen uns über die stärkere Beteiligung. Je mehr Bürger uns Daten über die Vögel vor ihrer Haustür übermitteln, desto genauer wird unser Überblick über die winterliche Vogelwelt“, erklärt NABU-Landesvorsitzender Gerhard Eppler.

 Die für Ornithologen und Naturschützer wichtigsten Ergebnisse der Zählung sind Hinweise auf langfristige Zu- oder Abnahmen bestimmter Vogelarten. „Über Zunahmen freuen wir uns, bei Abnahmen müssen wir möglichst schnell die Ursachen bestimmen, um gegensteuern zu können“, so Eppler. Hier bereitet vor allem der Grünfink Sorgen: Seit der ersten Durchführung der Aktion werden von Jahr zu Jahr weniger von diesen für den menschlichen Siedlungsraum typischen Finkenvögeln gesehen. Mit 1,35 Vögeln pro Garten sind es in diesem Winter nur noch etwas mehr als halb so viele wie 2011. Als Grund vermuten die Vogelschützer vor allem das in den vergangenen Jahren vermehrt auftretende „Grünfinkensterben“, hervorgerufen durch eine Infektion mit dem parasitären Einzeller Trichomonas gallinae, der besonders an sommerlichen Futterstellen übertragen wird, an denen viele Vögel zusammenkommen. Eine interessante Tendenz beobachten die Vogelforscher bei Deutschlands größter Wildtaube, der Ringeltaube. Zwar sind die im Rahmen der Stunde der Wintervögel gemeldeten Zahlen nur unwesentlich angestiegen, dafür aber ist der Anteil der Gärten, aus denen diese Taube gemeldet wurde, über die Jahre stark angestiegen: Statt nur in einem Fünftel findet sie sich jetzt in fast einem Drittel der hessischen Gärten. Dies deutet darauf hin, dass die Art ihr Winterverbreitungsgebiet in Deutschland derzeit deutlich ausweitet. Besondere Aufmerksamkeit erhielt in diesem Jahr der Stieglitz, Vogel des Jahres 2016. Sein Bestand nimmt deutschlandweit stark ab, er liebt aber winterliche Futterstellen. In der Tat erreichte der Stieglitz in diesem Jahr mit 0,60 Vögeln pro Garten sein bisher bestes hessisches Ergebnis. Ob dieses erfreuliche Ergebnis lediglich dem diesjährigen „Promi-Status“ des Vogels zu verdanken ist, oder wirklich eine beginnende Bestandserholung anzeigt, werden die Ergebnisse zukünftiger Zählungen zeigen. Im Jahr des Stieglitz fordert der NABU alle Bürger auf, viele ‚bunte Meter‘ aus samenreichen Wildblumen zu schaffen.

Die Zählergebnisse können unter www.stundederwintervoegel.de  abrufen werden.

Vom 13. bis 15. Mai findet die Schwesteraktion „Stunde der Gartenvögel“ statt, bei der die Brutvögel in Gärten und Parks im Mittelpunkt stehen. Langzeitstudien wie die „Stunde der Wintervögel“ und „Stunde der Gartenvögel“ liefern Vogelschützern eine Fülle wertvoller Informationen zum Schutz der Artenvielfalt.

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