Blinden Fans die Augen schenken

Das Blinde und Sehbehinderte den Willinger Weltcup am Sonntag live erleben können, dafür sorgen von links nach rechts André Myrokis, Stefan Felix und Frank Breuers. Foto:PresseteamSC Willingen/nh

Frank Breuers kommentiert beim Willinger Weltcup für Blinde und Sehbehinderte

Willingen(nh). Als Frank Breuers vor knapp fünf Jahren davon hört, dass Reporter für Fußballspiele von Fortuna Düsseldorf für blinde- und sehbehinderte Fans gesucht werden, war er schnell begeistert. Er bewarb sich und seit 2011 kommentiert der 48-Jährige mit vier Kollegen für Blinde und Sehbehinderten die Spiele live aus der Esprit-Arena. Die Erfahrung, die er dort gesammelt hat, nutzt er jetzt für den Skisprung-Weltcup in Willingen, bei dem das Kommentatoren-Projekt Premiere feiert. Schon seit vielen Jahren gehört Frank Breuers zum Presseteam des Ski-Clubs, hält die vereinseigene Homepage während der Weltcuptage mit Bildern und Texten aktuell und versorgt die Medienvertreter mit Informationen. Da lag es nahe, beide Aktivitäten miteinander zu verknüpfen.

 Den Vorschlag unterbreitete Breuers seinem Reporterteam – und Stefan Felix, der gleichzeitig sehbehinderter Blindenbeauftragter bei Fortuna Düsseldorf und auch Nutzer ist, fand die Idee gut. „Ich wollte dann wenigstens eine zweistellige Zahl an Blinden für Willingen zusammen bekommen“, sagt Breuers. Und das hat auch geklappt. Am Sonntag wird der Mannschaftsbus der Fortuna mit 14 Blinden beziehungsweise Sehbehinderten und deren Betreuern in Willingen eintreffen. An der Mühlenkopfschanze wird Frank Breuers dann gemeinsam mit Andrej Myrokis das Springen kommentieren. Die Zuhörer werden auf der Sitztribüne Platz nehmen. „Wir machen das genauso wie bei den Fußballspielen zu zweit, damit keine Langeweile aufkommt. Und gleichzeitig ist das auch ein bisschen Entlastung, wenn du nicht alleine bist.“ Neben Breuers Mikrofon gehören noch Kopfhörer mit Transpondern zur Ausrüstung. „Das funktioniert ähnlich wie im Museum“, sagt der Düsseldorfer. Und die Ausrüstung kann unkompliziert in einem aufladbaren Koffer untergebracht werden, „so sind wir auch nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern mobil.“ Optimale Voraussetzungen für das Weltcup-Projekt, bei dem der 48-Jährige am Sonntag seinen Arbeitsplatz tauscht: von Schanze und Stadion wechselt er in die Reporterkabine, die gleich neben ARD und Eurosport steht. Die Fußballzuhörer waren mehr als angetan, als sie hörten, dass es im Januar die nicht alltägliche Möglichkeit gibt, nach Willingen zum Skispringen zu fahren. „Das ist eben mal was ganz anderes“, so Breuers, der auch Tischtennis und Eishockey und sogar den Düsseldorfer Rosenmontagszug kommentiert. Sein ehrenamtlicher Job liegt ihm sehr am Herzen: „So können wir ein wenig helfen, Barrieren abzubauen und unseren Zuhörern zumindest für eine gewisse Zeit unsere Augen schenken.“ Vor mehr als 30 Jahren ist Breuers übrigens das erste Mal ins Upland gekommen. „Durch die Empfehlung eines Sängerfreundes meines Vaters sind wir nach Willingen gekommen. Der sagte, dass es dort auch über Ostern Schnee geben würde.“ Und dann ist Breuers im Hotel von Thomas Behle gelandet, einem der drei Präsidenten des SC Willingen. Und der fragte ihn auch, ob er nicht 1995 beim ersten Weltcup-Springen helfen wolle. Seit dem ist Frank Breuers bei jedem Springen dabei gewesen, erst im Festzelt, dann in einer Würstchenbude – und inzwischen seit vielen Jahren im Presseteam.

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.