Wanderung zu den alten Buchenwäldern im Nationalpark Kellerwald-Edersee

Die Quernst-Kapelle im Nationalpark Kellerwald-Edersee ist zu jeder Jahreszeit ein besonderer Ort der Ruhe. Foto: Nationalparkamt Kellerwald/nh

Frankenau(nh). Am Sonntag, den 22. November, lädt Ranger Hermann Bieber zu einer dreistündigen Entdeckungsreise über Stock und Wurzel in die werdende Wildnis des Nationalparks und seine UNESCO-Weltnaturerbeflächen ein. Startpunkt der kostenfreien Führung ist um 9 Uhr der Nationalparkeingang Euler bei Frankenau. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Teilnehmer denken bitte an wetterangepasste Kleidung, festes Schuhwerk sowie Erfrischungsgetränke. Die Tour ist für Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwagen nicht geeignet.

 Die Strecke verläuft meist auf Wildnis-Pfaden über Stock und Stein, zunächst entlang des Quernst-Pfades. Dort können die Teilnehmer den Spuren folgen, die der Sturm Kyrill hinterließ. Hier gibt es zahlreiche geworfene Fichten und Buchen, die den Sturmböen damals nicht standhalten konnten. Auf diesen Windwurfflächen entsteht eine neue Struktur: stehendes oder liegendes Totholz und unterschiedliche Lichtverhältnisse schaffen ganz neue Lebensräume. Die Natur besitzt eine faszinierende Dynamik. Ein wilder Wald voller Schönheit entsteht. Und auch die Wildkatze, eine der seltensten Säugetierarten Deutschlands und seit 1934 streng geschützt, fühlt sich hier wohl. Nach über 60 Jahren ist dieser kleine graue Jäger auf leisen Pfoten in den Kellerwald zurückgekehrt. Die Wildkatze ist eine scheue Waldbewohnerin, die große unzerschnittene Waldgebiete besiedelt. Dabei bevorzugt sie lichte Wälder und Waldlichtungen mit viel Grasbewuchs. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Lebensraumes sind Baumhöhlen, in denen die Jungen bevorzugt aufgezogen werden. Als Tagesversteck sucht diese heimliche Waldbewohnerin außer Felshöhlen, verlassenen Fuchs- und Dachsbauten auch umgestürzte Wurzelteller auf, die sie auf Windwurfflächen in Hülle und Fülle findet. Im Anschluss gelangen die Wanderer sowohl zur Ruine der Quernstkirche als auch zu der im Jahr 2006 neu erbauten Quernst-Kapelle. Bei gutem Wetter werden die Teilnehmer mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Im Norden lässt sich die Waldecker Tafel, auf der die Stadt Korbach erbaut wurde, entdecken. Die Berge des Kellerwaldes erstrecken sich im Osten, im Westen schauen die Teilnehmer bis zu den Höhenzügen des Rothaargebirges. Von dort geht es weiter in die Schatzkammern des Nationalparks. Ranger Hermann Bieber taucht gemeinsam mit den Wanderern in die bis zu zweihundert Jahre alten Buchenwälder am Ruhlauber, Ahorn- und Traddelkopf ein, die zum UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“ gehören. Der Traddelkopf ist mit 626 m ü. NN der höchste Berg im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Auch wenn die Bäume ihr buntes Blätterkleid größtenteils bereits verloren haben, so haben die alten, knorrigen und teilweise mit Moos bedeckten Buchen auf den höchsten Kuppen des Schutzgebiets auch in dieser Jahreszeit ihren besonderen Reiz. Den Wanderern eröffnen sich während der Tour immer wieder herrliche Ausblicke. Bei kälter werdender Witterung und entstehendem Raureif entdecken sie mit etwas Glück faszinierende Eiskristalle an den Ästen und Zweigen der Bäume.

Einblick in das Weltnaturerbe am Ahornkopf.Foto: Nationalparkamt Kellerwald/nh

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