„Gemeinsam im Wald“ – 5. Integrative Waldwoche im Nationalpark Kellerwald-Edersee

 Unter dem Motto „Gemeinsam im Wald“ engagierten sich die Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg und das Bergwaldprojekt bereits zum 5. Mal gemeinsam in einer Integrativen Waldwoche  im Nationalpark Kellerwald-Edersee.Fotos: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

 

Bad Wildungen(nh). „Alte Hasen“ im Bereich Freiwilligeneinsätze im Nationalpark Kellerwald-Edersee sind die Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg und Bergwaldprojekt, die beide das Großschutzgebiet seit Jahren tatkräftig unterstützen. Unter dem Motto „Gemeinsam im Wald“ engagierten sich diese zwei Kooperationspartner bereits im fünften Jahr gemeinsam während einer Integrativen Waldwoche im Reich der urigen Buchen.

Das Tätigkeitsspektrum der Einsätze ist breit gefächert. In der diesjährigen Arbeitswoche vom 28. September bis zum 2. Oktober reichte es von Mähen und Pflege des Gartens am ehemaligen Forsthaus in Bringhausen, Entfernung von Schwarzdornhecken auf der Blauen Pitsche über Freiräumen von Quellen auf dem Affolderner Berg bis hin zur Erneuerung eines Land-Art-Objekts im Banfetal. Darüber hinaus stand ein Wegeaufschnitt von Bringhausen zum Sauermilchplatz auf dem Programm, um die in Kürze erfolgende Instandsetzung des Fahrradweges vorzubereiten.

Auflesen der Mahd

Unterstützt wurden die tatkräftigen Helfer bei diesem Einsatz nicht nur durch ihre Koordinatoren und Betreuer, sondern auch durch Nationalpark-Försterin und Koordinatorin der Integrativen Waldwoche Mareike Schulze sowie die Ranger Alexander Backhaus, Torsten Daume und Volker Nagel. Mareike Schulze erklärte: „Im Nationalpark Kellerwald-Edersee gilt bereits auf über 90 Prozent der Fläche der Prozessschutz und das Motto „Natur Natur sein lassen“. Die Nationalparkverwaltung greift nur auf den geringen verbleibenden Prozent ein, um der Natur als Initialzündung unterstützend unter die Arme zu greifen oder die wenigen Dauerpflegeflächen aus z.B. aus kulturhistorischen Gründen zu erhalten. Die Freiwilligen helfen uns sehr bei diesen Arbeiten.“ Die Nationalpark-Försterin erzählte weiter von ihrer Beobachtung, dass die Freiwilligen der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg schon richtige Profis seien, da sie bei den regelmäßigen Arbeitseinsätzen durch das ganze Jahr mitarbeiten, die Abläufe sowie die örtlichen Bedingungen sehr gut kennen. Sie stehen daher als Menschen mit Beeinträchtigung den anderen Freiwilligen aus dem Bergwaldprojekt, die aus ganz Deutschland anreisen, mit Rat und Tat zur Seite. Diese Hilfestellung mache die hiesigen Freiwilligen sehr stolz und glücklich, so dass wirklich von einem gegenseitigen Geben und Nehmen gesprochen werden kann.

Integrative Waldwoche Zaunabbau

 

Die Arbeitseinsätze haben für die Freiwilligen der Lebenshilfe eine große Bedeutung. Alle Beteiligten freuen sich immer sehr auf die Managementmaßnahmen in der werdenden Wildnis, sind hoch motiviert und voller Arbeitseifer. Martina Fackiner, Freiwilligenkoordinatorin des Lebenshilfe-Werks Kreis Waldeck-Frankenberg e.V., berichtete: „Auch auf diese Waldwoche haben sich die Teilnehmer wieder sehr gefreut. Bedeutet es doch wirkliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – die Möglichkeit dabei sein zu können und mit viel Freude gemeinsam mit anderen netten Menschen zusammen zu sein und sich im Naturschutz ehrenamtlich zu engagieren. Besonders freut uns, dass das Zweite Deutsche Fernsehen das Projekt der Integrativen Waldwoche so spannend fand, dass ein Film-Team die Freiwilligen am vergangenen Freitag während drei Arbeitseinsätzen begleitete.“

Jorinna Prinz, eine der Bergwaldprojekt-Freiwilligen erzählte: „Nachdem ich im letzten Jahr eine großartige Einsatzwoche im Kellerwald hatte, wollte ich jetzt noch einmal zurückkehren. Das Besondere an genau diesem Projekt war für mich der Nationalpark mit seinen alten, naturnahen Buchenwäldern. Aber wohl noch mehr hat mich das integrative Konzept fasziniert. Mit den Teilnehmern von der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg habe ich wertvolle Freundschaften geschlossen und viel gelernt. Statt von behinderten Menschen würde ich vielmehr von Menschen mit besonderen Begabungen sprechen: Begabungen, die uns im normalen Alltag und vielleicht gerade in unserem Kulturkreis immer mehr abhanden gekommen sind. Die unbeschwerte Fröhlichkeit, Leichtigkeit und Nähe, die diese Menschen vermitteln, ist absolut ansteckend und hat mich sehr berührt. Noch nie habe ich in einer Bergwaldprojektwoche so viel Spaß gehabt und so eine starke Gruppenverbindung erlebt wie hier.“

Christoph Wehner, Projektförster im Bergwaldprojekt e.V., freut sich über die gute Zusammenarbeit aller Kooperationspartner. Neben der praktischen Arbeit ist ihm auch der in jeder Waldwoche vorgesehene Exkursionstag wichtig, bei dem die vielfältigen Aspekte des Waldes, die natürlichen Abläufe in einem Nationalpark und deren Bedeutung für den Menschen näher beleuchtet werden: „Der Wald ist ein idealer Lehrer für die Nachhaltigkeit. Nur wer rücksichtsvoll mit ihm umgeht und seine natürliche Dynamik zulässt, erhält seine wichtigen Funktionen auch für kommende Generationen. Alle Teilnehmer der Integrativen Waldwoche erleben hier im Nationalpark den Wald sehr intensiv und werden ihn am Ende mit anderen Augen sehen“, so Wehner. Untergebracht sind die Freiwilligen im ehemaligen Forsthaus in Bringhausen, das die Nationalparkverwaltung zur Unterbringung von Praktikanten, Forschern oder ehrenamtlichen Helfern nutzt. Neben der praktischen Arbeit im Wald ist auch das gemeinsame Leben in der Unterkunft wichtig. Es fördert das Kennenlernen, stärkt das Wir-Gefühl und ist somit ein wesentlicher Bestandteil einer gelebten Inklusion. Hier sorgt wie immer das Team des Bergwaldprojektes dafür, dass sich alle wohlfühlen und vor allem gut versorgt werden. Köchin Sanni stellt sicher, dass das Frühstück morgens um 6:30 Uhr pünktlich fertig und der Proviant für den ganzen Tag gepackt ist. Abends versorgt sie die Gruppe mit einem wohl verdienten warmen Essen, abwechslungsreichen vegetarischen Gerichten der Saison.

 

Hintergrund

In den vergangenen Jahren engagierten sich die einzelnen Kooperationspartner (u.a. Lebenshilfe, Kegelbergschule, Bergwaldprojekt) zusammen durchschnittlich mit ca. 2.700 Stunden pro Jahr im Nationalpark Kellerwald-Edersee. 2010 entstand die Idee, sich untereinander zu vernetzen und zusätzlich einen großen gemeinsamen Arbeitseinsatz durchzuführen. Dieser wurde erstmalig 2011 realisiert. Alle Beteiligten waren auf die Ergebnisse, die gute Zusammenarbeit und vor allem auf das große Engagement sehr stolz. Sie beschlossen, künftig einmal im Jahr eine Integrative Waldwoche im Nationalpark Kellerwald-Edersee durchzuführen.

 Kooperationspartnern

Das Bergwaldprojekt e.V. bringt mit seinen Einsatzwochen allein in Deutschland jedes Jahr über 2000 Menschen in die Natur. 2015 finden 90 Projektwochen an 45 verschiedenen Standorten in ganz Deutschland statt. Seit 2006 werden auch Projekte im Nationalpark Kellerwald-Edersee betreut. Ziel der Arbeitseinsätze ist es, die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu erhalten, den TeilnehmerInnen die Bedeutung und die Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und eine breite Öffentlichkeit für einen naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu bewegen. Seit 2009 engagieren sich auch Betreute der Lebenshilfe in Waldeck-Frankenberg e.V. tatkräftig in vier bis fünf an Einsätzen pro Jahr im Nationalpark. Außerhalb der Waldwoche finden die ehrenamtlichen Einsätze von Menschen mit Behinderung und ihren freiwilligen Begleitern seit 2009 immer samstags von 10:00 bis 14:00 Uhr statt. Insgesamt gibt es aktuell über 20 betreute Freiwillige und 5 ehrenamtliche Betreuer. Das Interesse bei den Menschen mit Behinderung ist ungebrochen groß, so dass zurzeit sogar Interessierte auf der Warteliste stehen. Initiiert wurde die erste Veranstaltung im Rahmen einer Kooperation von EUROPARC Deutschland e.V. und der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V.. Gemeinsam bieten sie interessierten Menschen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit, die Arbeit in Nationalen Naturlandschaften ehrenamtlich zu unterstützen. 

„Ehrensache Natur“ , Freiwilligenprogramm von EUROPARC Deutschland:

Die Ehrenamt-Initiative von EUROPARC Deutschland, dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften, zu denen auch der Nationalpark Kellerwald-Edersee gehört, startete zunächst unter dem Namen „Freiwillige in Parks“ und wird seit 2010 unter dem neuen Namen „Ehrensache Natur“ fortgesetzt und ausgebaut. Vorbild für die Initiative ist das Programm „Volunteers in Parks“, das seit 1970 die Freiwilligenarbeit in US-amerikanischen Nationalparks organisiert. Träger und Koordinator ist EUROPARC Deutschland.

Bei der Finanzierung werden die Parks seit 2003 durch Stiftungen, die Europäische Kommission sowie den Bund unterstützt. Die Freiwilligen helfen den hauptamtlichen Mitarbeitern der Schutzgebiete bei ihren zahlreichen Aufgaben. „Ehrensache Natur“ richtet sich an Einzelpersonen oder Gruppen aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

Bergwaldprojekt e.V.

Peter Naumann, Projektförster, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Handy: 0171 – 207 22 65

Email: presse@bergwaldprojekt.de

www.bergwaldprojekt.de

Lebenshilfe-Werk Kreis Waldeck-Frankenberg e.V.

Martina Fackiner, Freiwilligenkoordinatorin

Handy : 0173-3592160

E-Mail: m.fackiner@lebenshilfe-wa-fkb.de

www.lebenshilfe-wa-fkb.de

Nationalparkamt Kellerwald-Edersee

Mareike Schulze, Freiwilligenkoordinatorin

Tel.Nr.: 05621-75249-0

E-mail: Mareike.Schulze@forst.hessen.de

www.nationalpark-kellerwald-edersee.de

Weitere Freiwilligen-Arbeitseinsätze:

Seit 2004 besuchen Schülerinnen und Schüler der Kegelbergschule Frankenberg, eine Einrichtung für Menschen mit verschiedensten Behinderungen, regelmäßig den Nationalpark und beteiligen sich an von Rangern betreuten Projekten. Jeden Mittwoch arbeitet eine Werkstufengruppe im Reich der urigen Buchen.

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