Das Ende einer Ära – Die Frankenberger Zeitung wird eingestellt

Grafik: EDR

Altenlotheim (Olaf Dudek). Sie war die erste Zeitung in dem kleinen Ackerbürgerstädtchen Frankenberg, damals schon Kreisstadt. Am 17. August 1870 erschien der „Frankenberger Bote“ herausgegeben von Franz Kahm.  Kahm hatte in der Neustädter Straße eine eigene Druckerei. Einen Monat später gründete er die erste Zeitung in der Geschichte der Stadt. Er lud „die Bewohner hiesiger Stadt und Umgebung“ ein, den vorerst mittwochs und samstags erscheinenden „Anzeiger für Politik, Unterhaltung und Annoncen“ zu abonnieren.

 Nach fast 145 Jahren Zeitungsgeschichte in Frankenberg ist die Frankenberger Zeitung Geschichte, der neue Eigentümer, die zur Ippen-Gruppe gehörende Medien Beteiligungsgesellschaft (MBG) in Bad Hersfeld verkündet, was schon seit der Übernahme des Bing-Verlages im Januar befürchtet wurde, dass Ende der Presse-und Meinungsvielfalt im Kreis Waldeck-Frankenberg zum 30. September 2015. Begründet wird das mit Zitat:“ Hintergrund ist die seit Jahren zunehmend schwieriger werdende wirtschaftliche Situation in der deutschen Verlagsbranche. Deutlich verschärft wurde dies seit Jahresbeginn durch die Einführung des Mindestlohns, der insbesondere den Zeitungsverlagen im ländlichen Raum zu schaffen macht.“ Zitatende. Man kann es auch natürlich auf den Mindestlohn schieben, aber schon vor dem Kauf des Bing-Verlages hat die Ippengruppe ihre Finanzkraft eingesetzt, um Abonnenten abzuwerben. Das ist legitim in einer Marktwirtschaft, da lagen die Versäumnisse schon bei der Madsack-Gruppe, ebenso wie die Bezahlschranke im Online Auftritt. Das hat die HNA eleganter gelöst mit ansprechenden „Teasern“ und dem Hinweis auf die gedruckte Ausgabe. Und selbstverständlich sagen die Verleger der Lokalzeitung nicht, dass viel Beiträge von Hobbyreportern und nebenberuflichen Schreibern für ein „Apfel und ein Ei“ erstellt werden, die nach Druckzeile honoriert werden, die Artikel und Bilder oft weiter verkauft werden ohne die Ersteller zu beteiligen. Und wie es in Zukunft um die Pressefreiheit in Nordhessen bestellt ist, beim Monopolisten kann man selbst nachlesen. Da wird ein Redakteur schon mal fristlos gekündigt, weil das „falsche“ Bild gebracht wurde.

Die Auswirkungen der Monopolstellung der Ippen-Gruppe, zu der ja auch die kostenlosen Anzeigenblätter gehören , sind für den Kreis schon jetzt absehbar. Denn was bisher gut verteilt zu lesen war, über Vereine und Kommunalpolitik, über Menschen und Macher wird deutlich weniger werden. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass nun fünf Pfund schwere Zeitungsausgaben erscheinen die im Frankenberg Raum aus Waldeck und im Waldecker Raum aus Frankenberg berichten? Wie es läuft kann man sich in den Nachbarkreisen bis nach Nordrhein-Westfalen anschauen. Die Presse bezeichnet sich selbst gerne als vierte Gewalt. Doch wo ein Monopol herrscht, ist auch der Missbrauch von Gewalt nicht weit. Hofberichterstattung aus Kostengründen ist vorprogrammiert.

Eigentlich sollte es ein kleines lokalen Onlinemedium wie Eder-Dampfradio freuen, wenn man nur noch einen Wettbewerber hat und man der Pickel am Hintern des Monopolisten sein kann. Dem ist aber nicht so, denn mit den Kolleginnen und Kollegen der Frankenberger Zeitung war ein besonderes Verhältnis: man war in erster Linie Kollege und Journalist, tauschte Informationen,Gedanken, Hintergründe, denn das Ziel war klar: eine gute, saubere Berichterstattung zählt, nicht Schnelligkeit und Klicks. Bleibt die Wunsch und die Hoffnung, dass die Kolleginnen und Kollegen der Frankenberger Zeitung eine adäquate Anstellung finden, der Region erhalten bleiben und im zukünftigen Presse-Einheitsbrei Akzente setzen.

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