„Nicht kleckern, sondern klotzen“: Umweltverbände fordern große Waldschutzgebiete in Hessen

Typischer Mittelgebirgswald Foto:Ramessos - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons

Wetzlar/Frankfurt/Berlin(nh). „Wenige große Gebiete, statt ein Schrotschuss auf der Landkarte“ fordert ein Bündnis der großen Umweltorganisationen NABU, WWF und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt vom Land Hessen. Nur große Waldgebiete garantierten ein Nebeneinander aller Altersphasen vom jungen Wald bis zum uralten Wald. Bis zu 7.500 Tierarten können in solchen befriedeten Buchenwaldflächen leben. Jede Altersphase und unterschiedliche Standortbedingungen bieten spezialisierten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. In den Naturwäldern sollen die Bäume zu echten Baumriesen von 300 Jahren heranwachsen dürfen. Das ist mehr als doppelt so alt wie heute, denn heute werden Buchen bereits mit etwa 140 Jahren gefällt.

 In der Koalitionsvereinbarung haben sich die CDU und Bündnis90/Die Grünen in Hessen verpflichtet, insgesamt 5 Prozent des Hessischen Waldes als Naturwälder aus der forstlichen Nutzung zu entlassen. Das wären 43.000 Hektar. Bisher werden erst auf 19.650 Hektar Wald die Bäume in sogenannten Kernflächen geschont. Allerdings sind mehr als die Hälfte dieser Kernflächen mit 1 bis 2 Hektar kaum größer als zwei Sportplätze. Sie dienten zwar kurzfristig dem Artenschutz, aber nicht langfristig einem echten Waldschutz. Nach Auffassung der Naturschützer könne sich ein echter „Urwald von morgen“ nur in großen, zusammen-hängenden Wäldern von im Regelfall über 1000 Hektar entwickeln. Nun hat das Land angekündigt, im nächsten Schritt weitere 5.800 Hektar auszuwählen. Die Naturschutzverbände sehen darin nun eine Möglichkeit, wirklich große Naturwälder zu entwickeln, die ökologisch stabil seien. Sie kämen in höherem Maße der Bevölkerung für Naturerlebnis und Erholung zugute. Die bisherigen kleinen Flächen seien für den Laien selbst mit einer Karte kaum aufzufinden. Baumfällungen für die Wegesicherung und Störungen von außen führten bei kleinen Flächen zur Entwertung dieser Waldparzellen. Die Naturschutzverbände haben ihre konstruktive Mitarbeit an einer fachlich sinnvollen und praktikablen Gebietskulisse angeboten. 

Die Umweltorganisationen sehen das Land Hessen nun in einer besonderen Verantwortung, denn nur im Staatswald seien solche großen Schutzgebiete umsetzbar, im Kommunal- oder Privatwald nicht. In alten Wäldern nimmt die Vielfalt an Spechten und ihren Nachmietern wie Fledermäusen stark zu. Der Reichtum an Pilzen und Insektenarten steigt um ein Vielfaches. Nur alte großkronige Bäume können Horste für Schwarzstörche, Rotmilane oder andere Greifvögel tragen. Bisher müssen etwa 50 Prozent der hessischen Schwarzstörche aus Wohnungsnot auf künstlichen Plattformen brüten, weil es zu wenige alte Bäume gibt und das in einem Waldland wie Hessen.

Hintergrund

Die Zielgröße einer natürlichen Waldentwicklung auf 5 Prozent der Waldfläche entstammt der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt, die bereits im Jahr 2007 von der Bundesregierung beschlossen wurde. Dabei sollen die öffentlichen Wälder (Landeswald und Kommunalwald) aufgrund ihrer Vorbildfunktion mit 10 Prozent der Waldfläche einen besonders hohen Anteil übernehmen.

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